Hof plus: Die drei Grundauflagen – oder sind es deren vier?

Mein Name ist Regula Gysel-Stoll und ich bin verheiratet mit Bernhard. Wir haben drei Kinder im Alter von 18-26 Jahren. Wir wohnen in Wilchingen (Kanton Schaffhausen), im schönen Klettgau, der Kornkammer der Schweiz. Wir bewirtschaften einen reinen Ackerbaubetrieb mit gut 50 ha Fläche, davon 8 ha ökologische Ausgleichsflächen wie Buntbrachen, Hecken, Wiesenstreifen. Zum Betrieb gehören ein kleiner Rebberg mit ökologischer Aufwertung in Form einer Nagelfluhmauer (erstellt zusammen mit dem Naturschutzamt vom Kanton SH), eine Christbaumplantage mit Verkauf und Beizli jeweils im Dezember und ein paar Hektaren Wald. Selber hege und pflege ich aus Leidenschaft einen weitläufigen Natur- und Paradiesgarten rund um unser Gehöft. Das Herzstück besteht aus einem Kräutergarten mit über 100 Sorten essbaren Blumen und Kräutern. Ich biete szenische Genussführungen für Gruppen sowie ein Gartengeflüster für 2-3 Personen an.

Ein vielfältiges und artenreiches Hofgelände ist für mich eine hervorragende Visitenkarte für die Besucherinnen und Besucher und daher kam für mich das Hof+ Modul wie gerufen. Ich musste nur wenige Anpassungen/Ergänzungen vornehmen, damit ich die Goldmedaille von IP-Suisse erhalten habe.

Gerne berichte ich nun in der nächsten Zeit über mein biodiversitätsreiches Paradies, über die Massnahmen, die ich getroffen habe und was sich so alles entdecken lässt …. Sie dürfen gespannt sein darauf. Den Start machen die Grundauflagen, welche zwingend sind, damit das Modul Hof+ überhaupt erfüllt werden kann.

Grundauflagen: Die drei Grundvoraussetzungen oder sind es deren vier ?

Das Hof+ Modul setzt voraus, dass auf jegliche Herbizide rund um das Hofgelände verzichtet wird und das ist in der Tat die grösste Herausforderung. Wie wäre es doch einfach, nur etwas Herbizid zu spritzen und schon ist das Unkraut vernichtet ….. wirklich nur das Unkraut ? Auch der Boden, das Wasser und die Luft können mit Herbiziden unnötig belastet werden und das will ich nicht mehr.

Durch den Verzicht von Herbiziden werden Nützlinge gefördert. Es war mir bewusst, dass dieser Verzicht nicht einfach sein würde. Der hartnäckige Löwenzahn mit seiner Pfahlwurzel zum Beispiel, nicht dass er seinen Platz in meinem nicht Garten haben darf. Dieser lässt sich schwer auf einem Naturweg bekämpfen, entweder hackt man oder in unserem Fall Frau diesen aus und daher wird der Boden gelockert und weitere Sämlinge können darin besser keimen oder aber ich versuche diesen abzubrennen. Dazu habe ich mir einen gasbetriebenen Unkrautvernichter angeschafft. Die intensive Infrarotstrahlung trifft bringt die Eiweisszellen zum Platzen und leitet so den Verwelkungsprozess ein. Naja, es brauchte etwas Überwindung dazu, eine Gasflasche am Rücken zu tragen, Gasgeschmack, grosse Hitze ….. ich getraute mich anfänglich nicht so recht und mein Mann Bernhard musste Hilfestellung leisten bis ich etwas Übung darin hatte. Aber Achtung, schnell können vertrocknete Äste, Kräuter was auch immer in Flammen geraten, auch auf Insekten muss sehr geachtet werden. Ein gutes Schuhwerk und Wasser in der Nähe sind für mich hilfreich und nun bin ich ca. alle zwei Wochen mit meinem Unkrautvernichter unterwegs. Wichtig ist, dass die Unkräuter bekämpft werden wenn sie noch sehr klein sind.

Eine weitere Grundvoraussetzung sind zugedeckte Schächte und Wasserfässer. Offene Wasserstellen und Schächte sind Gefahrenquellen für viele Insekten und für Tiere wie Igel, Mölche, Kröten etc. Daher werden diese abgedeckt mit einem feinmaschigen Gitternetz, was Frau gut selber machen kann.

Die letzte Grundvoraussetzung ist die Ausstiegshilfe aus Brunnen und von Kellertreppen. Beim Brunnen stelle ich zwei bis drei raue Stecken, z.B. Hasel, hinein, damit sich hereingefallene Insekten selbständig retten können. Dies gilt bei mir ebenfalls für die Vogeltränken, aber dort lege ich Kräuterzweige hinein. Die Kräuter aromatisieren zugleich das Wasser. Bei unserer Aussenkellertreppe habe ich eine lange Dachlatte an die Seite gelegt, und nun finde ich zum Glück keine Käfer, Mölche und Kröten mehr, die zuunterst gefangen sind, was doch ein sehr trauriger Anblick ist.

Ja, ich habe schon viel gelernt bei der Umsetzung vom Hof+ Modul, und das Schöne daran ist, dass ich all dies weitergeben kann an die Familie, an Interessierte, an Gartenbesucher während meinen Führungen. Achtsamkeit ist daher für mich persönlich die vierte Grundvoraussetzung, denn Achtsam sein bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein, bewusst und im jetzigen Augenblick, unsere Gedanken sind nicht schon bei Morgen oder verweilen nicht mehr im Gestern. Dieses Bewusstsein lebe ich immer wieder aufs Neue rund um unser grosses Hofgelände und dabei erlebe ich eine tiefe innere Freude …. Probieren auch Sie das aus …. es lohnt sich, denn es gibt so vieles zu entdecken und zu bestaunen.

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