Auf ins Ungewisse!

Mein Name ist Tanja Naef. Ich bin mit Mathias verheiratet und gemeinsam bewirtschaften wir seit 2018 seinen elterlichen Betrieb. Wir führen ihn im Nebenerwerb. Unser Hof liegt auf 884 m.ü.M. in der malerischen Landschaft des Napfgebiets, in der Gemeinde Menznau. Wir arbeiten beide noch Teilzeit ausserhalb des Hofs. Die Eltern von Mathias unterstützen uns tatkräftig. Sei es bei der Stallarbeit, draussen auf dem Feld oder bei der Betreuung unserer zwei kleinen Jungs. Es freut uns euch auf diese Weise einen Einblick in unser Hofleben zu geben.

Wir bewirtschaften rund 20ha Landwirtschaftliche Nutzfläche, davon sind rund 10ha Pachtland. Dazu pflegen wir 2ha Wald.  Die Flächen befinden sich in den Bergzonen 1 und 2. Wir sind bis auf den Anbau von 1ha Futtermais, ein Grünlandbetrieb. Das heisst wird nutzen unsere Natur- und Kunstwiesen dazu Futter, sprich Dürrfutter und Grassilage, für unsere Mutterkühe und Aufzuchtrinder zu produzieren. Darin enthalten sind auch Biodiversitätsflächen für die Erhaltung der Artenvielfalt von Insekten, Vögel und Pflanzen. Die ökologischen Ausgleichsflächen sind zusammen mit Hochstammbäumen, Hecken und weiteren Elementen zur Förderung der Biodiversität vernetzt.

Ein weiterer Betriebszweig ist die Haltung von Zuchtschweinen und die Ferkelaufzucht für eine Arbeitsteilige Ferkelproduktion (AFP). Genau um diese Sauen geht es in unserem ersten Blogbeitrag.

Auf ins Ungewisse! So fühlen wir uns, wenn wir die Öffentlichkeit mit in unseren Bauernhofalltag lassen. Was erwartet uns, wie sind die Reaktionen?

Genau so müssen sich unsere neun Zuchtsauen fühlen, wenn sie vom Wartebetrieb mit dem Transporter zu uns auf den Betrieb kommen.

Wo geht es hin, was kommt auf uns zu? Einige Sauen werden das erste Mal überhaupt Ferkel in die Welt setzen.

Aber nun erst einmal von vorne. Wie ist eine AFP genau organisiert und welche Aufgabe übernehmen wir in der Produktion?

Unser Betrieb ist einem AFP-Ring angeschlossen. Der Ring besteht aus einem Deckzentrum, Wartebetrieben, Abferkel- und Ferkelaufzuchtbetrieben. Das sind grösstenteils Betriebe, welche eine zu beschränkte Platzkapazität oder zu wenig landwirtschaftliche Nutzfläche haben um einen geschlossenen Schweinebetrieb zu führen.

Unsere neun Neuankömmlinge wurden im Deckzentrum von einem Eber oder mittels künstlicher Befruchtung besamt. Die Zeit der Trächtigkeit verbringen sie auf dem Wartebetrieb und kommen ungefähr eine Woche vor dem Werfen der Ferkel zu uns in den Abferkelstall. Dort bleiben die Zuchtsauen sechs Wochen, dann werden Sie zurück auf den Deckbetrieb gebracht. Die geworfenen Ferkel bleiben danach weitere 4-5 Wochen als Jager in unserem Ferkelaufzuchtstall, bevor sie zum Mäster gebracht werden. In der Zeit, wenn die Sauen und ihre Ferkel bei uns auf dem Betrieb sind, besucht uns der Ringverantwortliche des AFP-Rings regelmässig. Wir stehen im Austausch darüber wie der Zustand der Sauen ist und wie gross die Würfe waren. Falls eine Sau gesundheitliche Probleme hat wird sie frühzeitig zurück ins Deckzentrum genommen.

Die Zuchtschweine beziehen ihren Stall

Zurück zu unseren neun Zuchtsauen, welche wir für die Zeit vor, während und nach dem Werfen der Ferkel dem AFP-Ring abgekauft haben.

Wenn die Sauen mit dem Transporter auf den Betrieb kommen, gehen sie ihren Weg gebahnt von festen und flexiblen Holzgattereinrichtungen in den Stall. Schon hier zeigen sich gewisse Charakterzüge der einzelnen Tiere. Von ruhigem, schreckhaftem, neugierigem bis hin zu leicht angriffigem Verhalten. Diese Beobachtungen sind für uns von Bedeutung für die Stallarbeit bei den Tieren. Gerade während der Zeit des Werfens verbringen wir viel Zeit in unmittelbarer Nähe der Sau. Da hat der Eigenschutz bei eher ängstlichen aber auch bei Tieren mit leicht aggressivem Verhaltensmuster oberste Priorität.

Die Sauen beziehen ihre Buchten. Je mehr Platz Sauen und ihre Jungtiere haben, desto wohler fühlen sie sich. Die Sauen liegen auf einem unperforierten, leicht angerauten Betonboden der mit einer speziellen Lasur überzogen ist. Den Boden streuen wir bodendeckend mit Langstroh ein. Ein reiches Angebot an Stroh ist sehr wichtig. Neben der Befriedigung des Spieltriebs, dient es der Sau zum Nestbau. Dieser Nesttrieb soll trotz Stallhaltung ausgelebt werden können.

Die Sauen werden einzeln auf ihren Gesundheitszustand kontrolliert. Für jedes Tier wird ein Zuchtdatenblatt mitabgegeben. Darauf sind für uns wichtige Daten ersichtlich die Rückschlüsse für die bevorstehende Zeit des Abferkelns liefern können.

Wie oft hat eine Sau schon geworfen. Wie gross waren die Würfe. Wie viele lebende Ferkel oder allenfalls tote Ferkel kamen im Wurf zur Welt. Starben im Wurf Ferkel nach der Geburt und warum. Wann ist der errechnete Termin.

Von nun an wird bei den Sauen auf eine phasengerechte Fütterung geachtet. Zudem setzen wir Apfelessig ein, um Milchfieber vorzubeugen. Neben der alltäglichen Stallarbeit, welche die Fütterung, das Misten, Einstreuen und Kontrollieren der Tränkevorrichtungen beinhaltet, werden die Sauen genau beobachtet. Wann zeigen sie an, dass sie bald mit Werfen beginnen?

Typische Zeichen dafür sind aufgehäuftes Stroh in der Bucht und der beginnende Milchfluss.

Ist dies der Fall, so wird alles für die kleinen Ferkel vorbereitet. Die Ferkelnester werden eingestreut und geheizt. Die Wärmelampen eingerichtet. Die Federwaage installiert um das Gewicht der Ferkel zu ermitteln.

Für die kommenden Tage sind mein Mann oder mein Schwiegervater als Geburtshelfer im Einsatz. Egal um welche Tages- oder oft viel eher Nachtzeit. Jede Sau wird beobachtet und begleitet. Wie ist der Geburtsverlauf, kommt regelmässig ein neues Ferkel auf die Welt, gibt es einen Unterbruch im Geburtsverlauf? So muss die Geburt medikamentös unterstützt werden. Wichtig ist von nun an nicht nur der Zustand der Muttersau, sondern auch die Verfassung der frisch geborenen Ferkel.

Liegen die Atemwege frei, atmen sie spontan, leben sie, gibt es Missbildungen? Die frischgeborenen Ferkel werden unter die Wärmelampe gelegt. Von nun an lassen wird die Natur möglichst frei walten. Stets mit einem Auge auf den Gesundheitszustand der Sauen und der Ferkel. Wie frisst die Sau? Gibt es Anzeichen auf Fieber oder Entzündungen? Wie entwickeln sich die Ferkel? Um die kleinen wilden Ferkel wird sich alles im nächsten Blogbeitrag drehen.

Bis jede Sau geworfen hat können bis zu fünf Tag vergehen. Die Wurfgrössen können in jedem Umtrieb stark variieren. Leider haben wir dieses Mal überdurchschnittlich viele Totgeburten zu verzeichnen und einige Ferkel waren zu schwach um zu überleben und starben kurz nach der Geburt. Nun haben wir nebst den neun Sauen noch 98 kleine Ferkel im Stall. Wenn die Sauen grössere Würfe haben, so könnten es um die 120 kleine Schweinchen sein. Aber dies ist eine Laune der Natur. Diesen Umstand gilt es zu akzeptieren. Wie so oft im Leben einer Bauernfamilie heisst es: Leben von und mit der Natur…

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