Frühlingserwachen

Noch immer, wer würde dies bei diesen frühlingshaften Temperaturen denken, befinden wir uns im Winter, welcher alles zur Ruhe gebracht hat. Nun aber, kurzärmlig und frohgelaunt, träume ich vom kommenden Gartenjahr und befasse mich gedanklich doch schon wieder recht intensiv damit. Wenn ich nun durch meinen Natur- und Paradiesgarten schreite und Ausschau nach den Vorboten des Frühlings halte, merke ich, dass dieser tatsächlich vor der Tür steht. Der Frühling, der mit seinen Irrungen und Wirrungen die ganze Gefühlswelt in Aufruhr versetzt und alles zum neuen Leben erweckt … Vorfreude herrscht … auch bei der Tier- und Pflanzenwelt …..

Zuoberst auf der Tanne sitzend, beginnt unsere Amsel nun wieder ihre schönsten Lieder anzustimmen und weckt uns damit im Morgengrauen. Die ersten Stare, welche uns ebenfalls mit ihrem unverkennbaren Gesang beglücken, wohl noch etwas zaghaft – sie sind übrigens Meister darin, andere Vögel nachzuahmen – haben sich wieder bei uns eingefunden. Frech sitzen sie vor den Nistkästen unserer Standvögel und strapazieren deren Nerven, vor allem deren der Spatzen, auf’s Äusserste. Es löst regelmässig Streit aus, die Spatzen lassen sich nichts gefallen und wehren sich vehement, sie sind ja auch in der Überzahl. Eigentlich habe ich spezielle Nistkästen für den Widenhopf aufgehängt, da ich ihn vor drei Jahren bei uns sichtete, aber diese Kästen haben allesamt die Stare in ihren Besitz genommen und die Begegnung mit dem Widehopf war wohl einmalig ….. Warum die Stare nun aber vor den viel zu kleinen Löchern der Nistkästen unserer kleineren Vögel hocken, es kommt mir vor, als wollten sie provozieren, sind auch sie coronamüde ? Unsere Spatzen haben ihre Lieblingsplätze längstens gefunden und in Beschlag genommen. Sie lieben es, in unseren verschiedenen Klematis herumzuhüpfen und veranstalten darin die grössten Feste, nichts von Abstand, maximaler Gruppengrösse und dergleichen ….. Leider veranstalten sie auch etwas Unordnung, denn einer dieser Klematis habe ich über unseren Türeingang gezogen und natürlich nicht damit gerechnet, dass die Spatzen solch ein Durcheinander hinterlassen können, nun heisst: täglich wischen, aber was soll’s. Übrigens, in diesem Klematis befindet sich im unteren Teil ein Nest vom Bachstelzli. Kletterpflanzen, wie ich sie rund um unseren Hof angepflanzt habe, sind ein MUSS für einen Naturgarten.

Arbeiten im Garten verrichte ich nur wenige, ich schneide die Büsche etwas zurück, denn wenn ich dies zu spät im Frühjahr verrichte, könnte ich Vögel beim Nestbau stören. Auch widme ich mich den 75 Rosenstöcken, die zurückgeschnitten werden müssen. Unter diesen Rosen befinden sich Bäumchen, Kletter- und Wildrosen, Busch-, Duft-, einige wenige Edel- und Bodendeckerrosen. Übrigens, keine dieser Rosen wird gespritzt. Ich spritze ja sowieso keinerlei Pestizide in meinem Hof+ Garten. Blumen- und Kräutertöpfe, die ich im Keller überwinterte, schneide ich nun zurück, kontrolliere die Erde und stelle sie in die helle Waschküche, um sie vorzutreiben.

Die Strukturen im Garten wie z.B. die Königskerzen, die Stockmalven, der Gewürzfenchel und viele andere, die nun allesamt etwas windschief im Garten stehen belasse ich noch, denn die markhaltigen Stengel sind ein beliebter Platz für die Überwinterung der Insekten. Ich streife einfach durch meinen Paradiesgarten und halte Ausschau ….. es gibt ja bereits schon so viel Leben, unglaublich. Auf dem vertrockneten Laub höre ich erstes krabbeln, da finde ich die Feuerwanzen, zahlreich sitzen sie eng aneinander an geschützten Sonnenplätzchen und wärmen sich auf. Marienkäferchen, bei uns nennen wir diese „Frauetrinli“, Ameisen, Spinnen, erste Wildbienen, Schmetterlinge wie der Tagpfauenauge, habe ich gesichtet. Gibt es für diese denn überhaupt schon Nahrung frage ich mich ?

Was ich auch wieder entdecke – vor drei Jahren das erste Mal – ist der seltene scharlachrote Kelchbecherling. Er treibt seinen Fruchtkörper auf am Boden liegenden, teilweise verfaulten und bemoosten Zweigen und Stämmen aus. Wir nennen diesen auch „Glückshäfeli“ …. Wenn das also kein Gartenglück bringt ….

Auch finde ich erste Blüten in meinem Naturgarten, teils schon länger wie die Winterlinge und die Christrosen, zart und doch beharrlich haben sie sich durch den Schnee gedrückt. In meinem Waldgarten blühen Schneeglöckchen, Seidelbast welcher verführerisch duftet, Lungenkraut, Leberblümchen und Immergrün. Der Huflattich drückt sich ebenfalls aus dem Boden und die Winterlilien blühen einfach prächtig. Zahlreiche Gänseblümchen zieren den Halbrasen und den Rändern entlang sind die wunderschön pastellfarbenen Primeli zu bewundern. Diese beiden Blüten pflücke ich um Salate, Vorspeisen und Suppen zu dekorieren, das sind übrigens delikate essbare Blüten. Ich ernte allerdings nur ein paar wenige davon, denn meinen Natur- und Paradiesgarten teile ich mit der Insektenwelt.

In verschiedenen gelb und violett Tönen haben sich die Krokusse zu Schönheiten entfaltet und bereits summen die ersten dicken Hummelköniginnen darin herum. Und schon wieder wird um die Wette gestritten, wer denn nun den Nektar als erstes holen darf, die Hummel oder die Biene ?

Die Traubenhyazinthen, Tulpen und Narzissen, strecken und drängen sich ebenfalls der wärmenden Sonne entgegen und bald kann ich wohl den ersten hübschen Blumenstrauss pflücken.

„Meine Lieblinge“, die Schnecken, sind auch schon wieder unterwegs auf der Suche nach Leckerbissen. Aber Achtung, bald wird unser Igel aus seinem Winterschlaf und hoffentlich mit grossem Appetit erwachen und dann tönt wieder sein lautes genussvolles „schmatz, schmatz“….. aber den vielen Schnecken wird er wohl nicht Meister werden und ich werde diese wohl oder übel wieder ablesen müssen. Unser Igel wird auch wieder damit beginnen, unseren Halbrasen umzupflügen auf der Suche nach einer seiner Lieblingsspeisen wie mir scheint, den Wiesenengerlingen. Das Riechorgan der Igel muss stark ausgeprägt sein, aber es gibt jedesmal einen Volltreffer und wenn ich genau hinschaue, sehe ich den Gang des Engerlings.

Im und um das Biotop herum ist es noch ruhig, keinerlei Molche, Kröten und dergleichen sind zu entdecken, auch die Ringelnattern befinden sind noch im tiefen Winterschlaf, aber der nächste Frühling kommt bestimmt und damit wieder das zahlreiche Leben in meinem Natur- und Paradiesgarten ….. ich freue mich darauf …. Lassen auch Sie sich vom Frühlingserwachen anstecken und gehen Sie auf Entdeckungsreisen in Ihrem Garten ….. und noch ein Tipp: Beim Zurückschneiden Ihrer Büsche und auch Bäume, behalten Sie das Material, mehr darüber im nächsten Blog.

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