Rindviehfütterung – Futter ist nicht gleich Futter

Heute möchte ich euch auf das spannende Gebiet der Fütterung von Rindern, insbesondere von Mastmunis mitnehmen. Auf unserem Hof haben wir knapp 200 Kälber und Muni, welche ganzjährig im Stall (mit Aussenbereich) gehalten werden. Das bedeutet, dass die Tiere an 365 Tagen im Jahr täglich zweimal mit frischem Futter versorgt werden möchten.

Durchschnittliche Tages-Futterration für die Muni auf unserem HofIn Kilogramm
Grassilage800 kg
Getreidemehl200 kg
Proteinkonzentrat120 kg
Mineralstoff13 kg
Salz3 kg
Silomais900 kg
Zuckerrübenschnitzel600 kg
Total2’636 kg

Die Fütterung ist wirtschaftlich betrachtet der grösste Kostenfaktor auf unserem Hof. Ausserdem ist sie auf den meisten Höfen immer noch mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden, obwohl auch hier immer mehr Roboter und mechanische Hilfen zum Einsatz kommen. Wir haben bei uns auf dem Hof einen Futtermischwagen (hellgrüne Maschine). Dieser wird von einem Traktor angetrieben und gezogen. Darin befinden sich zwei riesige, liegende Mischschnecken mit Messern. So kann ich oben alles Futter einfüllen und auf der integrierten Waage schauen, dass ich jeweils die richtige Menge dosiere.

Zuerst kommen 1 bis 2 Grassiloballen à je etwa 800 kg rein. Bei den Siloballen achte ich darauf, verschiedene Qualitäten zu kombinieren. Insbesondere der Erntezeitpunkt und die Pflanzenzusammensetzung haben nämlich Einfluss auf den Gehalt des Futters. So ist der erste Schnitt im Frühling ärmer an Eiweiss und reicher an Zucker als die folgenden Schnitte im Sommer. Das Gras ergänze ich noch mit Luzerne- oder Ökoheu, um noch zusätzlich Struktur in die Ration zu bringen. Diese «groben, stechenden» Komponenten fördern die Wiederkäutätigkeit und tragen zu einer guten Verdauung bei.

Gras ist DAS Futtermittel für Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde. In allen Formen; frisch, siliert (d.h. halb trocken luftdicht abgeschlossen -> Milchsäuregärung -> Futter wird sauer und verdirbt nicht) als Heu oder künstlich getrocknet als Würfel. Die Zusammensetzung an Energie und Eiweiss und anderen Inhaltsstoffen entsprechen im Grossen und Ganzen dem Bedarf dieser Tiere.

Als nächstes kommt Getreidemehl hinzu. Das Getreidemehl wird auf dem Hof frisch gemahlen und stammt aus regional angebautem Mais und Futterweizen. Weiter geht es mit dem Proteinkonzentrat. Dieses Konzentrat besteht unter anderem aus Sojaschrot, Maiskleber, Rapsschrot und sind Nebenprodukte von der Öl- und Stärkeproduktion sowie aus der Lebensmittelindustrie. Einige dieser Komponenten werden importiert, müssen aber aus zertifizierten und nachhaltigen Quellen stammen. Davon versuche ich möglichst wenig einzusetzen, da es sehr teuer ist und die Preise im letzten Jahr durch global gestiegene Nachfrage nochmals gestiegen sind. Nun kommt noch Mineralstoff und Salz hinzu. Diese Komponenten machen mengenmässig nicht viel aus, sind aber wichtig für die Gesundheit der Tiere.

Jetzt starte ich den Mischwagen und lasse die Schnecken drehen, welche das Gras schneiden und mit dem anderen Futter mischen.

Futter im Mischwagen

Zum Schluss kommen Maissilage und Zuckerrübenschnitzelsilage in den Futtermischwagen. Maissilage besteht aus ganzen Maispflanzen, die gehäckselt und dann in Silos gefüllt und gelagert werden. Dazu benutze ich eine grosse Schaufel mit angebauter Gabel am Frontlader. Mit dieser kann ich das Futter vom Stock abstechen und dann mit der Schaufel in den Mischwagen laden. Dieser mischt während dem Beladen.

Wenn ich die gewünschte Menge erreicht habe, mache ich das gleiche mit den Zuckerrübenschnitzel. Diese werden bei mir im November per Sattelschlepper angeliefert. Sie stammen von Zuckerrüben aus den Zuckerfabriken Aarberg oder Frauenfeld, wo sie gewaschen, geschnitzelt und ausgekocht werden. Die Zuckerrübenschnitzel sind folglich ein Nebenprodukt, welches immer noch reich an Energie und hochverdaulichen Fasern ist.

Anlieferung der Zuckerrübenschnitzel

Nun ist unsere Futtermischung komplett. Während der Futtermischer die Mischung noch fertig mischt, reinige ich die Futterkrippe. Danach kann ich das Futter direkt den Tieren vorlegen, indem ich mit Traktor und Mischwagen den Futtergang entlangfahre. Sie schätzen die schmackhafte, konstant hochwertige Futtermischung. Eine gut gemischte homogene Ration ist wichtig, damit die Tiere nicht selektiv fressen können. So sind alle Tiere gleichmässig mit den benötigten Nährstoffen versorgt.

Futter abladen in die Futterkrippe

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